Kurzintervention: Destruktive Kritik bei zeitlichem Abstand

Anwendung, wenn das destruktive Feedback bereits länger (wenige Tage) zurückliegt. Es ist dann oft bereits verankert und vielleicht bereits emotional "weiter gewachsen". Eventuell hat sich bereits das Selbstbild verändert.

Ziele:

  • Die innere Geschichte, die sich nach dem Feedback gebildet hat, auffangen oder umdeuten.

  • Die Bewegungslust und Offenheit wiederherstellen.

  • Der AthletIn das Gefühl geben, dass sie nicht falsch ist, sondern etwas in der Umgebung nicht gepasst hat.

Phase 1: Gesprächsöffner: Sicherheit + Einladung

Ansprache: einladend, nicht drängen

Ich weiß, das Turnier / der Lehrgang war intensiv – manchmal bleibt was hängen, was sich nicht gut anfühlt. Möchtest du erzählen, wie’s dir damit geht?

Wenn die Person nichts erzählt, nicht bohren, sondern direkt weiter mit Phase 2.

Phase 2: Entkopplung durch Entwerten der Quelle

Ziel: Auflösung der Verschmelzung zwischen Bewertung und Selbstbild, Kontrolle zurückgeben.

Ansprache: ruhig, direkt, mit konkretem Details (falls bekannt)

Nicht jeder, der laut ist, hat recht. Und nicht jeder Kommentar trifft die Realität. Vielleicht sagt das, was du gehört hast, mehr über die Person als über dich.

Phase 3: Bewegungs-Resonanz wieder aktivieren

Ziel: neue Bewegungserfahrung, Fokus auf Selbstwirksamkeit

Durchführen einer kleinen Übung, die kritisierte Elemente enthält (falls bekannt) oder (bei allgemeiner Kritik) die zentrale Stärke der AthletIn:

Lass uns mal die Ausweichbewegungen machen – aber so, wie sie sich für dich gut anfühlt. Nicht wie’s jemand sehen will. Ich beobachte nur das Timing, nicht den Stil.

Danach Rückmeldung zur Selbstwirksamkeit:

Dein Rhythmus ist da – und das ist der, auf dem wir aufbauen.

Phase 4: Neuverankerung

Ziel: nützliche Metapher ins mentale Lexikon bringen, Selbstbild positiv formen

Ansprache: freudig, auffordernd

Was du machst, hat Sinn. Du baust Dir gerade neue Muster auf. Das braucht oft Mut – genau den sehe ich bei dir.

Oder falls die Kritik eine Metapher enthielt, kann man sie umdeuten:

Du bist kein Huhn. Eher ein Greifvogel beim Wenden – manchmal kurz wacklig, dann präzise. Aber in jedem Fall ein bisschen verrückt. Und das braucht’s auch.